29 Oktober 2006

Autsch!

Kaum haben wir den Salar verlassen geht es auf üble Schotter-/Sandpisten. Zwar sind wir jetzt ja in Übung, wissen auch, dass wir uns etwas Zeit lassen können. Aber trotz mehrmaligen „gerade-die-Sand-Passage-noch-geschafft-und-auf-harten-Untergrund-gerettet-Aktionen“ habe ich das Tempo nicht reduziert und ‚brettere’ weiterhin auf den Fussrasten stehend mit 40 bis 60 kmh weiter. Und dann kommt’s: eine heimtückische Sandpassage mit weichem Sand in harten Löchern ‚versteckt’, das Vorderrad ‚hängt’ ein, stellt sich samt Lenker quer (was unweigerlich zum Aufreissen des Gases führt), meine Kuh wirft mich aus den Rasten, das nächste Sandloch folgt und irgendwann haut es mich (aus Steffens Sicht ‚spektakulär’) vom Motorrad und ich knalle in den Sand…
Autsch! Nachdem ich wieder Luft kriege und Gott sei Dank aufstehen kann, melden sich sofort Hüfte und Rippe. Und auch die GS hat einiges abgekriegt. Aber alles ist ‚mas o menos’ fahrtüchtig und was hilfts; in dieser schattenlosen, heissen Einöde kann und will keiner bleiben. Ab sofort fahren wir mit 20 bis 30 kmh und in den immer noch grösseren und tieferen Sandpassagen paddeln wir uns mit den Füssen im Sand durch; denn das Aufheben dieser vollpepackten Motorräder (ca. 320kg) ist mit gestauchter Rippe nicht ganz Ohne.
Nach problemlosem Grenzübergang in Ollague (auch hier ‚Niemandsland’) haben wir uns nochmals durch Schotter und Sand gekämpft bis San Pedro de Atacama, wo wir uns ‚erholen’ und uns wie ‚normale Touristen’ die Sehenswürdigkeiten der Umgebung mit organisierten Busreisen und fachkundigen Guides ansehen …. ;-).

Zum Salar de Uyuni!

Am Montagmorgen haben wir es tatsächlich geschafft, um 6.30 La Paz (auf der richtigen Strasse) zu verlassen. Über 400 km konnten wir – dank asphaltierter Strasse – zügig und unspektakulär hinter uns bringen. Aber es standen uns noch 200 km Schotterpiste bevor, von der uns niemand genauere Angaben machen konnte, wie diese zu fahren sei. Also sind wir um ca. 13.30 Uhr nach kurzer Zwischenverpflegung auf die Schotterpiste. Alles klar, etwas staubig zwar aber es ging ganz gut; bis zur ersten Wasserquerung.... da es Vortags ziemlich heftig geregnet hatte, war die sowieso sandige Flussquerung zu einem zwar flachen, aber breiten Strom angewachsen. Die parallel dazu verlaufende Eisenbahnbrücke hatte zu grosse Abstände zwischen den Schwellen….
Zum Glück waren ein paar Jugendliche da, die uns auf eine weiter südlich liegende, betonierte Flussquerung aufmerksam machten (obwohl ihnen eine spektakuläre Überquerung an der schlammigen Stelle sicherlich besser gefallen hätte). Diese war dann sogar für mich kein Problem.... ;-).
So viel Glück hatten wir beim zweiten Fluss nicht. Die Wassertiefe und die Strömung waren zu heftig. Auch mussten wir feststellen, dass der Luftansaugschlauch, der in Steffens heimischer Werkstatt so gut funktionierte, hier wo wir ihn hätten brauchen können, nicht aufsetzbar ist. Ratlos (und schimpfend) standen wir da und wussten nicht weiter, als ein junger Arbeiter am Fluss seine Gummistiefel auszog und nackten Fusses über den Fluss watete und uns fragte, was wir hier wollen. Wie wir ihm unsere Lage verständlich gemacht haben, meinte er nur „vamos“, sei doch kein Problem, man müsse nur wissen, wo die Steine (in dieser dreckigen Brühe) liegen und das gehe schon.
Als er auch Steffen dann überzeugen konnte und seine Hilfe anbot, fuhr Steffen zuerst seine GS mit einem „Fast-wäre-sie-doch-noch-gekippt-U-Boot-Auftauchen“ ans andere Ufer, watete barfuss und die grossen Steine fühlend zurück um dann meine GS ebenfalls „Knapp-gut-gegangen-zum-Glück-Boden-Schutz-Blech“ ans andere Ufer.

Diese Aktion dauerte mindestens eine Stunde und wir mussten uns beeilen, wollten wir noch bei Tageslicht in Colchani ankommen. Dies haben wir um 18.30 Uhr geschafft, bloss dass wir nach längerem Suchen und diversem Nachfragen mit den widersprüchlichsten Angaben feststellen mussten, dass es hier keine Unterkunft gibt, die auch offen hätte. Also ‚Nachtsichtgerät’ einschalten und nochmals 30 km bis Uyuni (auf Schotter natürlich).
Der nächste Tag und die nächste Nacht auf dem Salar waren ein Genuss und ein sehr eindrückliches Erlebnis. Da fährt man mal locker 80 km bis man mal ca. in der Mitte dieser Salzswüste ist (= ca. Neugersdorf bis Dresden, oder Zürich bis Basel). Dies fährt sich erstaunlich gut, das trockene Salz hat fast so viel Grip wie Asphalt (obwohl es einem immer wieder mal durch den Kopf schiesst „spinnst du, auf Eis so zu fahren?!).
Auf der Insel ‚Kaktusinsel’ Inkahuasi dürfen wir übernachten und geniessen einen schönen Sonnenuntergang und den prächtigsten Sternenhimmel.

22 Oktober 2006

Weiter geht's! ...denn noch haben wir einiges vor uns...

Nach einer schlaflosen Nacht (Steffens Hintersinnen mit der Kupplung schlug im auch noch auf die Verdauung) sind wir eher hoffnungslos um 9 Uhr morgens zur Garage gefahren (3,5 Stunden bis die Werkstatt bis Montag früh schliesst). Während wir in ‚Rekordzeit’ meine GS wieder auseinander genommen haben, hatten wir immer noch keine richtige Idee, was wir überhaupt ändern sollten.
Immerhin gaben die fast zerstörten, am Vortag eingebauten Unterlegscheiben etwas Aufschluss; sie waren zu breit und drehten mit. Also brauchen wir mehr als 3 mm (die Schiebelehren, die hier benutzt werden, haben keine feinere Einteilung als mm und sind wahrscheinlich von 1890) Unterlage aber mit max. 5mm Ø. ‚Zufällig’ grub ich in einer der persönlichen Werkzeugkisten der Mechaniker und fand genau solche ‚Mini-Hülsen’. Es passte ‚wie dafür geschaffen’; und keiner der Anwesenden konnte sagen, was das für Teile waren. Sie stellten sich als hart genug heraus und was blieb uns anderes übrig, als sie einfach auszuprobieren?
Nach weiteren 30 Minuten stand meine geliebte BMW-GS wieder fertig zusammengeschraubt da und mit grosser Spannung und Erwartung startete Steffen zu einer Probefahrt; und kam ziemlich zufrieden zurück. Noch immer ist der Übergang etwas kurz, aber fahrbar – daran werde ich mich gerne gewöhnen!
Nun also ein Taxi heranwinken, das mich auf dem Hintersitz und Steffen ‚im Schlepptau’ quer durch La Paz fuhr. Dazu kam noch ein kleiner Zwischenhalt beim Fernseh-Elektriker, der einen Nachbau eines unserer Funkgeräte-Anschlusskabels endlich fertig hatte. Unser tägliches persönliches Nachfragen hatte doch noch Wirkung gezeigt und er hat realisiert, dass wir diesen Nachbau auch wirklich haben wollten. Und tatsächlich, nach Vorauszahung und ‚auf den letzten Drücker’ hat er es geschafft und es funktioniert sogar einwandfrei!
Zurück im Hotel rauchte die Kupplung noch etwas vor sich hin, da ausreichend Bremsflüssigkeit beim Defekt bis auf die Kupplungsscheibe gelaufen ist, aber dank Sinter-Metall rutscht sie zum Glück nicht und wir beginnen mit dem Packen; vielleicht reicht es ja noch vor dem grossen Regen auf den Salar de Uyuni….

PS: Steffen geht es übrigens wieder bedeutend besser ;-)!

Diese kurze Strecke haben wir bis jetzt gemeistert; da liegt noch einiges vor uns...


21 Oktober 2006

Das wäre unser Preis gewesen!

Nach weiteren Stadtrundgängen und ähnlichem haben wir den heutigen Freitag als Ruhetag eingeplant und insgeheim gehofft, dass unsere BMW-Garage anruft und uns mitteilt, dass die Ersatzteile eingetroffen sind. Aus Erfahrung von andern ‚Ersatzteil-Wartern’ wissen wir, dass dies ein sehr optimistisches Ziel war.
Also sind wir dann doch aus allen Wolken gefallen, als um 14.41 Uhr unser Hotelzimmer-Telefon klingelte. Die DHL-Post kommt jeweils um 14.30 Uhr auf der Hauptpost an. Nur 10 Minuten bis zur Auslieferung bei BMW ist nicht schlecht. Sofort stieg unser Adrenalin-Spiegel an und wir stürzten aus unserer Lethargie heraus ins nächste Taxi und fuhren zur Garage. Welche Freude, meine GS, die Ersatzteile und Steffen beim Schrauben zu sehen. Beim Anreichen von Schrauben, Schlüsseln und sonstigem Werkzeug kam ich mir schon fast wie eine OP-Schwester vor. Nach einigem Fluchen (z.B. darüber, dass das Heck hochgeklappt werden muss und man kaum an die Schräubchen rankommt) stand meine GS nach knapp zwei Stunden wieder ‚ganz’ da. Nach mehrmaligem Entlüften der Kupplung – was mit passendem Spezial-Werkzeug automatisch gehen würde – und einigen Spritzern Bremsflüssigkeit die Steffen, ich und die GS abbekommen haben, war alles bereit für den ersten Test am laufenden Motorrad.
Tja, und dann sind wir so kurz vor dem Ziel abgebogen in die Sch…. Die Kupplung funktioniert zwar, aber lässt sich nicht feinfühlig dosieren, da sie nach 2/3 des Weges ‚auf Block’ geht; das heisst sie funktioniert wie bei der Formel 1 – alles oder nichts; was vor allem beim Losfahren und Offroad super lästig und für die weiteren km bis Santiago de Chile ‚unfahrbar’ ist.
Also werden wir morgen nochmals für 3 Stunden in die Garage stellen und versuchen, das eigentliche Problem zu finden.

19 Oktober 2006

Tage in La Paz

Eigentlich dachten wir ja, dass wir hier in La Paz Langeweile haben würden; besonders touristisch ist die 'de facto'-Hauptstadt von Bolivien nicht. Zudem wurden wir in unserer ersten Unterkunft nicht glücklich: klar, € 5.- pro Übernachtung ist super günstig, aber im Innenhof der Hippieunterkunft klimperte und trötete es die halbe Nacht und das Zimmerchen mit Fensterchen lud nicht zu längerem Bleiben ein.
So besuchen wir ein archäologisches Museum, suchen uns eine saubere, ruhige und freundliche Unterkunft (mit (manchmal funktionierendem) Wireless-Lan!) und besuchen fast unendlich grosse Märkte, wo man wirklich alles kriegen kann. In einer Strasse gibt’s Blumen, in einer anderen Alles was mit Eisen zu tun hat, dann einen Strassenzug für Starkstrom und eine für sanitäres Zubehör etc. etc.. Natürlich gibt’s auch Strassen für Souvenirs und Kleider, Kosmetika und natürlich den „Hexenmarkt“, wo man zu allen Lebensagen ein Heilmittel und Opfergaben für Pachamama (Mutter Erde) finden kann.

Bei einem Besuch der wichtigsten bolivianischen Ruinen „Tiwanaku“ per Minibus, kam unser Rundgang etwas in Verzug, weil wir zuerst noch den Präsidenten von Bolivien, Evo Morales, begrüssen mussten. Er war ein paar Minuten vor uns per Helikopter eingeflogen worden, um in den Ruinen die bolivianische College-Olympiade zu weihen. Das Feuer des Rituals wird anschliessend per Fackel in das ganze Land verteilt. Diverse Tanz- und Musikgruppen spielten auf, ansonsten haben wir noch nie einen Präsidenten so nah und volksnah erlebt.

In der Nacht auf Montag haben wir uns um 3 Uhr nachts wecken lassen und mit BMW München telefonieren können. Unsere Mail war da schon angekommen und alles Nötige in die Wege geleitet. Der DHL-Express sollte innert 4 Tagen in La Paz ankommen (was Freitag bedeuten würde). Noch immer sind wir hin und her gerissen, ob wir uns auf Freitag freuen dürfen oder ob es sich um eine zu optimistische Prognose handelt und wir noch einige Tage mehr hier bleiben werden.

PS: Besten Dank für eure moralische Unterstützung! 'Dafür' gibts wieder neue Fotos in unserem Reise-Fotoalbum.

15 Oktober 2006

gestrandet in La Paz

Schon kurz vor Cusco hat es sich leise angekündigt; die Kupplung von meinem Motorrad gab in gezogenem Zustand so merkwürdige Geräusche von sich - manchmal!
Nach Cusco - und einigen vergeblichen Entlüftungsversuchen - wurde es auf 4000 m.ü.M. so arg, dass die Kupplung nicht mehr trennte und ich somit immerzu fahren musste (oder mal bergrunters anrollen lassen musste).
Nach einer weiteren Entlüftung (inkl. pechschwarzer Bremsflüssigkeit (was schon sehr ungewöhnliuch ist)) haben wir es genau bis zum Cañonrand von La Paz geschafft: jetzt geht gar nichts mehr, der Vorratsbehälter ist leer und die Kupplung fällt durch.
Netterweise übernimmt Steffen mein Motorrad und rollt die etlichen km in den Malloch von La Paz. Glücklicherwiese finden wir die BMW-Hauptvertretung von Bolivien (nachdem wir schon in Copacabana im Internet danach gesucht hatten) relativ gut und nur einmal musste Steffen mittels Anlasser eine 4-spurige Strasse während der Rush-Hour überqueren ;-).

In der Garage der BMW-Vertretung wurden wir freundlich aufgenommen. Nur Ahnung von Motorrädern hat hier keiner. Zum Glück kennt sich Steffen mit dem Auseinanderschrauben der GS'en so gut aus; in relativer Kürze (es ist Freitag nachmittag) steht meine Kuh 'splitternackt' da, die Mechaniker machen dabei nur grosse Augen und der Hobby-Mechaniker hat den Schaden gefunden:
das Kupplungsdrucklager, welches "genialerweise" direkt im Kupplungsnehmer-Zylinder sitzt, ist offensichtlich festgegangen und hat damit den gesamten Zylinder mitgedreht (nun wissen wir auch, woher die Geräusche kamen), was zur völligen Zerstörung desselben führte.

Nach einigen Diskussionen "man könne dieses Teil doch reparieren, denn eine Lieferung aus Deuschland daure doch mind. 15 Tage" haben wir mit Hilfe der BMW-Computer die zu ersetzenden Teile bald eruiert und konnten noch herausfinden, dass diese in Santiago de Chile, dem Hauptimporteur für Südamerika, nicht am Lager sind.

Also Unterkunft und Internet-Cafe suchen und an BMW München schreiben. Leider haben wir noch keine Antwort und warten nun mal bis endlich Montag wird!

Kilometerstand

unserer Motorräder beim Grenzübertritt nach Bolivien:
Steffens Motorrad: 48'580 km
Carolines Motorrad: 89'683 km
= wir sind in Peru 3'593 km gefahren.

12 Oktober 2006

Ankunft in Bolivien!

Nach einer ewig langen Fahrt durch ‚die Wüste’ und erste Kurvenstrecken haben wir eine super Übernachtungsmöglichkeit in Torata (bei Moquegua) gefunden. Der erst von 2 Jahren auf einem Berg mit viel Aussicht gebaute ‚Complejo del Turistico’ liegt mitten in einer der kurvenreichsten Gegenden, die wir in Peru gefunden haben. Perfekter Strassenbelag, kein Verkehr – aber auch kaum Leitplanken, geschweige denn Unterfahrschutz ;-) (leider sind wir mit den TKC80 (Endurobereifung) dafür nicht so ganz richtig ausgerüstet... ;-/).

Nach einem weiteren Pass (4600 m.ü.M. inkl. km-langer Hochebene (mit ca. vier Kurven) und kurzem Cruiserkurven-Abstieg, sind wir nachmittags um 3 Uhr an der Grenze zu Bolivien angekommen. Nach nur einer Stunde waren sämtliche Formalitäten erledigt (am längsten warten mussten wir wegen einer Busladung amerikanischen Tagestouristen). Nach weiteren wenigen Kilometern sind wir nun also in Copacabana (3812 m.ü.M.) am Titicaca-See angekommen. Copacabana ist ein sehr bekannter Wallfahrtsort in Bolivien wegen seiner schutzbringenden „schwarzen Jungfrau“ (aus schwarzem Holz geschnitzt). Eine Kopie dieser Jungfrauenfigur kam im 19. Jh. in das brasilianische Rio de Janeiro, und seitdem trägt der weltbekannte Badestrand den Namen dieses kleinen indianischen Bergbauerndorfes, in dem sich ‚hippie-angehauchte Uralt-möchte-gern-68er’ gerne niederlassen.

Nachdem wir eine Unterkunft gefunden, die Uhrzeit um eine Stunde zurückgestellt haben und unsere Mopeds sicher versorgt sind, organisieren wir uns einen Tagesausflug auf die ‚Isla del Sol’.

¡Todo es possible en Perú!

Seit der Ära Fujimori ist ganz Peru digital verkabelt und wie uns schon früher aufgefallen ist, gibt es an jeder Ecke Internet-Zugang. Aber einen Campingplatz mit Wireless-Lan habe ich wirklich noch nie erlebt. Bei Helmie in Cusco geht das für 4 Soles (1 €)/Tag und das ist natürlich echt praktisch für ‚moderne’ Langzeitreisende; Danke Helmie!

Die Taxis von Peru sind selten grösser als ein Fiat Cinquecento, sind von Toyota oder anderen japanischen/koreanischen Herstellern und haben mindestens 250'000 km auf dem Tacho - nicht selten funktioniert dieser aber schon seit längerem nicht mehr. Die maximale Geschwindigkeit dieser Transportmittel beträgt bergauf vielleicht knappe 30 km/h.
Jeder deutsche TÜV-Experte müsste sich hier vor dem Beschauen des übrigen Zustandes der motorisierten Fahrzeuge einen Herzschrittmacher einsetzen lassen.

Das freundliche und pflichtbewusste Zugspersonal des MachuPicchu-Express nach Cusco darf während der mehrstündigen Fahrt seinen 'Exhibitionismus' ausleben und 'missbraucht' den Flur zwischen den Sitzreihen als Catwalk und führt uns die neuesten Modelle der peruanischen 'Strickkunst' vor. Natürlich werden die gezeigten Werke anschliessend - mit dem Vermerk, dass man die lokale Bevölkerung damit unterstützt - verkauft und der potente Kunde darf auch mit Kreditkarte bezahlen.
Auch an den seltenen Haltestellen der Zugfahrt wird durch kaum zu öffnende Fenster Essen, Souvenirs und Handarbeiten verkauft.

In den Tüchern der Indio-Frauen versteckt sich sehr häufig ein Baby oder aber auch Gegenstände zum Verkaufen. Manchmal wartet die Trägerin aber auch, bis niemand hinkuckt und lässt den Abfall aus dem Tuch den Steilhang hinuntergleiten. Allerdings muss man dazu anfügen, dass es ausser in den grössten Städten keine ausreichend funktionierende Abfall-Entsorgung gibt.

Frauen die wie 50 aussehen (und wahrscheinlich kaum 40 sind) reissen sich in den Dörfern um 'Träger-Jobs' und rasen in Ihren Plastikschuhen (aus Autoreifen-Material gefertigt) schwer- und vollbeladen an uns vorbei; wo wir mit Gehhilfen - sprich Stock - über die Steine kraxeln und bald befürchten, ein Fussgelenk zu brechen. Man darf sich nicht vorstellen, was in diesen Gebieten mit Menschen passiert, die tatsächlich mal etwas brechen.

Flussüberquerung sind meistens spektakulär. Eine 'ordentliche' Brücke fehlt meist (oder man sieht noch Überreste davon). Grosse Flusssteine, ein oder zwei Baumstämme müssen reichen. Eine Seilbahn mit Transport-Wagen, in den man sich umständlich reinhockt und hofft, auf der anderen Seite zieht einen dann jemand an die Ausladestelle, sind schon fast Luxus. Wie schnell es da auch zu Unfällen kommen kann, mussten wir mitansehen, als ein eifriger 'Seilzieher' sich beim Nachschauen und schäckern mit dem Fuss in den Seilen verfing und 10 Meter in die Tiefe stürzte. Mit viel Glück hat er keine ernsthaften Verletzungen (wahrscheinlich aber einige Rippen gebrochen). Um seinen Broterwerb als Träger nicht zu verlieren, hat er nach ein paar Stunden wieder geschuftet.

Eine weitere Transportmöglichkeit in Peru ist das LKW-Fahren. Zusammen mit Tieren und viel Gepäck stellt man sich möglichst günstig auf die Ladefläche eines LKWs und zahlt dann beim Aussteigen z.B. 4 Soles und spart sich 2 Stunden Fussmarsch auf staubigen, schattenlosen Pisten. Wir können uns jetzt auch gut vorstellen, warum es bei den immer wieder vorkommenden Unfällen viele Tote und Verletzte zu beklagen gibt.

Lamas, Vicuñas und Guanacos gehören zur Familie der Kamele und sind deshalb Passgänger (das vordere und hintere Bein einer Seite bewegt sich gleichzeitig). Werden den Tieren dann (zur besseren Überwachung) auch noch die Beine mit kurzen Stricken zusammengebunden, können sich die Grasfresser nur noch sehr ungeschickt und langsam bewegen und den Hirten (selten alte Männer, meist Frauen, sehr oft auch Kinder) nicht entwischen. Das führt dann oft dazu, dass erschreckte Lama in graziösem Passgang-Balett versuchen das Weite zu suchen.

Wasser

Wenn auf Helmie’s Campingplatz plötzlich kein Wasser mehr aus den Leitungen kommt, hat das nicht mit unbezahlten Wasserrechnungen zu tun. Sondern ‚irgendjemand’ hat ‚ganz einfach’ die Wasserleitung gekappt und das Wasser auf sein Grundstück umgeleitet. Die peruanischen Bewässerungsysteme – z.T. seit Inkazeiten in Betrieb – sind so simpel wie genial. Aber der Kampf ums Wasser wird auch hier immer schärfer.
Die Stadt Cusco z.B. tut nichts gegen die ‚Verseuchung’ des Stadt-Flüsschens, sondern leitet das Wasser aus den Bergen direkt in die Stadt (um). Dies führt dazu, dass die Bauern um Cusco ihre Felder mit dem ohnehin spärlichen Nass nicht mehr bewässern können. Somit wird ihnen die Grundlage für ihren kargen und harten Broterwerb entzogen und sie müssen sich eine neue Existenz suchen (und werden dann oft zu Bettlern). Ob sich das je ein Tourist beim Duschen und Zähneputzen im Hotel bewusst ist?
Helmie hat die ‚Umleitung’ übrigens fix wieder rückgängig gemacht (bis zum nächsten Mal) und wir konnten ein letztes Mal ‚kurz’ (;-)) duschen...

PS: das Urubama-Tal in der Nähe von Cusco heisst seit je her übrigens darum ‚Vale Sagrado’ (heiliges Tal) weil es dort immer genug Wasser zum Bewässern hat.

09 Oktober 2006

El Condor pasa

Die Ereignisse - und unser 'Stress' - hat sich in den letzten Tagen fast überschlagen. Am Donnerstag war grosser Packtag, denn nach fast drei Wochen Cusco sollten wir endlich weiterfahren, damit wir den Salar de Uyuni noch vor der grossen Regenzeit befahren können (bei Regen auf einem Salzsee zu fahren geht nicht, dass weiss jeder 'Spaghetti-Kocher' ;-)).
Also sind wir tatsächlich am Freitag morgen um 6 Uhr losgefahren, denn wir sollten die Stadt von 6.30 Uhr verlassen haben, da für die "Caminos del Inka-Rally" die gesamte Strecke von Cusco bis Arequipa gesperrt wurde (gerade mal knapp 500 km!)

So sind wir also wieder einmal 12 Stunden im Sattel unterwegs - mit Ausnahme der 30 km Schotter und Sand, die wir stehend fahren mussten (im Sand fahren ist einfach Sch....!) und nach 650 km kommen wir dann kurz vor dem Eindunkeln in Chivay an. Bzw. vor dem Dorf; denn hier wollen Sie für ein Touristen-Ticket je 35 perunaische Soles von uns (ca. 4 €), damit wir ins Gebiet des Colca-Cañon dürfen. Davor hat uns niemand gewarnt und das steht auch in keinem Reisebuch. Zurückfahren ist nicht, haben wir doch schon seit mehr als 2 Stunden keine Behausung, geschweige denn ein Hostal/Hospedaje, mehr gesehen und nochmal durch den Schotter und Sand; nein danke!
Also zahlen wir den "Eintritt".
Am nächsten Morgen raus um 4 Uhr! Mit dem schwer überfüllten Bus über weiteren Schotter dem Cañon entlang zum "Cruz del Condor" wo zwischen 7 und 9 Uhr die Kondore 'luftige Morgengymnastik' machen sollen. Nur heute ausnahmsweise mal nicht! Entweder ist es den guten Tierchen zu kalt, zu windig oder sie haben halt einfach heute ihren freien Tag. Sie erscheinen also nicht und wir ziehen durchfroren und hungrig unverrichteter Dinge wieder ab (3 Stunden 'Regionalbus-Fahrt' 'umsonst').
Nach einer weiteren Nacht in Chivay (und nicht funktionierenden Internetverbindungen) reisen wir am Sonntag weiter nach Arequipa. Hier werden wir sehr freundlich empfangen, finden eine hübsche Bleibe und geniessen den 'freien' Nachmittag mit Kloster- und Plaza-Besuch.
Arequipa ist deutlich touristischer, innovativer, 'weltstädtischer' und vor allem einiges wärmer (nur auf 2300 m.ü.M.) als Cusco.
Allerdings wollen wir heute schon wieder weiterreisen Richtung Titicaca-See.

02 Oktober 2006

Endlich: Machu Picchu!

Wiedereinmal sind wir - zumindest aber gut ausgeschlafen und mit viel Vorfreude - um 5 Uhr aufgestanden. Die unzähligen Sandflöhe-Stiche schmerzen schlimm. Um 6.15 Uhr stehen wir dann am Eingang zum MachuPicchu und klettern nochmals 15 Minuten den Berg hoch; aber dann, dieser Ausblick! Klar, man kennt ihn von den vielen Postkarten und Bildern.

Noch hat es nicht so viele Touristen, der Regen hat aufgehört und die Wolken verziehen sich, die Sonne bricht durch. Nun wird es relativ schnell heiss, Schatten sucht man vergebens. Die Alpakas stellen sich wie auf Auftrag vor die Linse, damit wir typische Aufnahmen machen können.
Um 12 Uhr wird es uns zu heiss und wir haben fast alle Steine fotografiert.
Während wir mit dem Bus im Zick-Zack nach unten fahren, rast ein Junge in Krieger-Verkleidung (siehe unsere Fotos vom Initionations-Fest) den mehr oder weniger geraden Fussgängerweg (mit elend vielen Treppen) runter und winkt uns bei jeder Wegkreuzung zu. Unten angekommen lässt der Bus-Chauffeur den Jungen in den Bus einsteigen und Münzen sammeln. Viermal pro Tag macht er dieses Wettrennen mit dem Bus; gutes Trinkgeld erhält er natürlich nur, wenn er schnell genug ist.

Nach diesem schönen Ausflug fahren wir mit dem Zug zurück nach Cusco und freuen uns wie selten, wieder 'zuhause auf dem Campingplatz' anzukommen.

Viel zuviel Geld für viel zuviel Anstrengung

Schon morgens um 5.45 Uhr hatten wir irgendwie das Gefühl, diese Reise besser gar nicht erst anzutreten. Seit 50 Minuten stehen wir wortwörtlich 'wie bestellt und nicht abgeholt' am Strassenrand und seit 15 Minuten regnet es. Irgendwann kam dann doch ein Taxi und statt mit einem Bus, wurden die 8 Teilnehmer mit zwei Taxi - vorbei an drei zum Teil schweren Autounfällen (Regen und die hier üblichen 'Slick-Reifen' vertragen sich nun mal schlecht) - zum 'Trail Head' (Startpunkt) gebracht.

Nach einem spärlichen Frühstück und der Bepackung der Esel und Maultiere ging es dann los mit Wandern bzw. Marschieren. Von 2900 m.ü.M. gings über 17 lange km auf 3900 m.ü.M.. Das Mittagessen wurde von unseren Treckbegleitern irgendwo unterwegs gekocht. Kurz vor dem Eindunkeln und nach einigen Regenschauern erreichten wir unsere Zelte, irgendwo im Niemandsland.

Auch am nächsten Morgen mussten wir wieder um 5 Uhr raus; haben sich doch die Veranstalter gedacht, die 24 km (rauf auf 4600 m.ü.M. und dann runter auf 2900 m.ü.M) müssen bis zu Eindunkeln zu schaffen sein.
Die Strecke war landschaftlich nichts besonderes, der Salkantay (6264 m.ü.M.), den Namensgeber dieser 'Inka-Trail-Alternativ-Route) liess sich gar nicht blicken.
Auf dem Pass empfing uns Hagelregen mit kleinen aber dafür schmerzhaften Körnern.

Oft gab es gar keine richtigen Wege sondern Schotter, grosse Steine oder Schlamm und ans 'Flora & Fauna-Betrachten' war nicht zu denken; zumal wollten wir uns ja keinenfalls was brechen...
Viele der Keucher auf diesem Trail waren völlig überfordert und auch nicht an die Höhe aklimatisiert. Und alle beschwerten sich über die Reiseveranstalter, die problemlos behaupteten, dieser Treck sei einfach und easy und brauche keine spezielle Ausrüstung und sei sowieso einfacher als der schon lange Zeit ausgebuchte Inka-Trail.


Der dritte Tag - inzwischen hatten alle richtig Probleme ihre Beinmuskulatur einigermassen kontrolliert zu bewegen - war mit 16 km (bis zum Mittagessen!!) und 300 Höhenmeter (dafür immer hoch und runter) nur noch ein 'nie mehr wieder sowas!' und 'wann hat das hier ein Ende?'.
Aber wer gedacht hat, wir hätten den Survival-Tripp überstanden, hat sich getäuscht. Da waren noch die spektakulären Flussüberquerungen, die noch stärkeren Regenfälle und die Abermillionen von Sandfliegen, die sämtliche Antimückenmittel kaltschnäuzig ignorierten und 'Aussätzige' aus uns machten, da half auch das Bad in den heissen Quellen von Santa Teresa nichts.
Immerhin konnten wir am letzten Tag vor 'MachuPicchu' Truck und Eisenbahn fahren und in Aguas Calientes angekommen, nach einigem Rumprobiereb und Bestaunen der elektrischen Installation des Durchlauferhitzers auch endlich mal wieder eine warme Dusche geniessen. Alles in allem haben wir für den 'Spass' (immerhin inkl. Eintritt zum MachuPicchu) 400 US$ pro Person bezahlt (andere unserer Gruppe 300 US$ und weniger). Also, jeder der mal zum MachuPicchu will: auf keinen Fall den Salkantay-Trail buchen! Es gibt preiswertere und gesündere Alternativen zum Inka-Trail; wir wüssten jetzt, wie wir es hätten besser machen können - und geben Interessierten gerne Auskunft....!

We survived Salkantay!

This blog is especially for our friends Jim, Ana-Caroline, Alice, Chris, Mark, Pete and of course our guide Freddy. They all survived the Salkantay-Trip; and we hope that none of them has any serious problems from the trip. Our countless (must be over 100) sand-flie-bites are still itching like hell (and it might go on for one more week we are told).
Steffens knee is hurting rather bad, but we try to relax as good as it is possible in our tent.
We are wishing you all a good journey, whereever it may be (back to Brasil, to Manu and Australia or Cuba). Freddy we hope you had a good party and your plans for the future will work out!
Take care, guys!

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