30 Januar 2007

Chilenisches ‚Ende der Welt’

Am nächsten Morgen lacht uns ein wolkenfreier Himmel entgegen und wir versuchen unser Glück; und warten wieder. Nach schon 10 Minuten dürfen wir dann die Baustelle passieren und ruckeln mit viel Wellblechpiste auf einer der landschaftlich schönsten Strecken von Chile auf die bekannte Carretera Austral.

Diese Carretera, die uns teilweise an unsere Feld- und Waldwege erinnert, liess General Pinochet als erste und einzige Landverbindung für diverse Dörfer im Süden von Chile bauen. Für die Bewohner dieser Gegenden ist diese Strasse ein riesiger Schritt und eine grosse Lebenserleichterung. Darum sind viele auch Pinochet-Anhänger.

Die Infrastruktur ist hier so schlecht, dass wir für drei Tage keinen Zugriff auf Internet, Telefon und Strom haben. Auf dem ersten, einigermassen sauberen und genug grossen und offenen Campingplatz werde ich ganz verstört angekuckt, als ich mich nach warmen Wasser fürs Duschen erkundige; hier gibt’s nur kaltes Wasser...

Umso mehr geniessen wir unsere Ankunft in Cohayque, wo wir uns wieder einmal eine Cabaña mit Bett und (heisser) Dusche gönnen.

Ein Ort für uns alleine

Nach reibungslosem Grenzübertritt nach Chile finden wir nach einigem Suchen die Ausfahrt aus Chile Chico um an einem riesigen See entlang zu fahren. Dieser See heisst in Argentinien Lago Buenos Aires, in Chile Lago General Carrera (wieder so eine ‚Spezialität’ zwischen den beiden Ländern, die sich einfach nicht ‚grün’ werden.
Nach ‚nur’ 40 km wird unsere Reise – wieder auf Schotter – um 14 Uhr abrupt gestoppt: Strassensperrung wegen Sprengung bis mindestens 21 Uhr. Ausweichmöglichkeiten gibt es hier nicht; man ist ja schon froh, wenn es überhaupt eine Strasse gibt. Auf unsere – ziemlich entnervte – Frage, warum man so was nicht, z.B. mit einem Schild am Ortsausgang ankündigt, meinten die Bauarbeiter blos, es sei doch im Stadt-Radio-Sender von Chile Chico erwähnt worden...
Wieder 40 km zurück wollen wir nicht, also suchen wir eine Campier-Möglichkeit in der ausgeschilderten Ortschaft Puerto Fachinal; und treffen an einen menschenverlassen Ort, wo nur noch das Rathaus und eine Kapelle steht. Nur ein junger schwarzer Hengst ärgert sich offensichtlich ein bisschen, dass wir auf ‚seiner’ Weide unser Zelt aufstellen.

Doch kein Glück & Ruta 40

Wie geplant, machen wir frühmorgens (so um 10 Uhr ;-)) auf, uns das imposante Bergmassiv mit dem bei Bergsteigern berühmten Fitz Roy aus der Nähe anzusehen. Gestern war es den ganzen Tag bewölkt und regnerisch; aber abends klarte es plötzlich auf und um 20 Uhr waren alle Berge perfekt sehen. Wie wir loslaufen steht blauer Himmel über uns und wir sind frohen Mutes; eine Stunde lang. Wie hier ‚normal’, kann sich das Wetter in extremer Kürze ändern – und das tut es auch. Kurz und knapp: wir sehen vom Massiv gar nichts und wissen nur anhand der Karte am Aussichtspunkt was wir sehen könnten. Und 6 der insgesamt 9-stündigen ‚Wanderung’ verbringen wir im Nieselregen....
Da unsere Vorräte sowieso so gut wie aufgebraucht sind und wir schon eine Woche auf gute Aussicht gewartet haben, reisen wir am nächsten Morgen ab. Noch ein letztes Mal am Dorfende zurückgeblickt und wie zum Hohn zeigt sich das Massiv wolkenlos unter stahlblauem Himmel!
Naja, hat der Berg halt einfach Pech gehabt, wenn er uns nicht sehen wollte!

Wir fahren also weiter und nehmen die lang gefürchtete 450 km Schotter der Ruta 40 unter die Räder. In Tres Lagos beginnt der Schotter und auch der Seitenwind. Wir tanken nochmals auf und scheppern 100 km über Schotter und Pisten. Die enormen Regenfälle haben die Piste teilweise in Schlammstrecken verwandelt und wir sehen ‚enorme’ Kampfspuren von 4-rädrigen Fahrzeugen. Der permanente Wind hat aber inzwischen schon viel ausgetrocknet und wir kommen gut voran bis zur ehemaligen Estancia La Siberia. Diese heisst so, weil es hier etwa so wenig gibt wie in Sibirien. Strom gibt’s hier nur vom Generator vom Eindunkeln bis um Mitternacht. Das Frühstück, das wir schon um 6 Uhr morgens einnehmen, wird im Schein einer Gaslampe eingenommen.
Das frühe Aufbrechen hat sich gelohnt. Der heftige Seitenwind beginnt erst um elf Uhr und wir können viele Kilometer fast windfrei hinter uns bringen und kommen – ohne Sturz oder ähnliches – heil in Perito Moreno wieder auf asphaltierter Piste an.

24 Januar 2007

Etwas weniger Glück...

Inzwischen sind wir in El Chalten angekommen und haben mit dem Wetter eher weniger Glück. Die Torres zeigen sich seit Tagen nicht mehr: machen einen aber immer Glauben, dass es morgen dann bestimmt klappt. Immerhin haben wir den Fitz Roy sehen dürfen. Schon gestern abend haben wir nicht schlecht gestaunt, als wir plötzlich Donnergrollen hörten. Immer heftiger wurde auch 'geblitzt' und es wurde dunkel im Canyontal, obwohl es erst 20 Uhr war. Nicht nur die Campingplatz-Betreiber waren in Aufregung, denn eigentlich gewittert es in dieser Region nie! Mitten in der Nacht, um 2.30 Uhr knallte ein Gewaltsdonner und unsere Alarmanlagen gingen los; und wir stellten fest, dass wir plötzlich über ein Wasserbett verfügen!
Wer ähnliches erlebt hat kann sich vorstellen, was dann abging; alles 'hochlagern' und in Sicherheit bringen (zum Glück ist unser Zelt dafür gross genug; andere hatten da nicht so viel Glück).
Gott sei Dank hat es gegen 12 Uhr mittags aufgehört zum Regnen und das Wasser konnte versickern. Inzwischen ist alles wieder trocken gewindet und wir hoffen, dass es dies an Regen war.
Vielleicht können wir ja morgen dann endlich eine 3-stündige Wanderung wagen und sehen die Torres dabei; wer weiss das schon bei Patagoniens Wetter!

20 Januar 2007

aktualisierte Reisekarte & El Chaltén

Nun wieder im stolzen Besitz eines Ladekabels für unseren Laptop sind wir bei FAST WINDSTILLE (es kam uns richtig unheimlich vor) nach El Chaltén weitergereist. Dieses staubige ‚Dreckkaff’ (sorry, der Ausdruck, aber die Windböen, die dann doch noch aufgekommen sind, fegen den Dreck und Sand (es gibt hier nicht eine einzige asphaltierte Strasse, geschweige denn Gehsteige) quer durch alle Strassen) bezeichnet sich als „Capital National del Trekking“ und ist dementsprechend voll mit Bergsteigern und solchen, die es gerne wären.
Die Campingplätze sind – jetzt während der Hochsaison – reichlich gefüllt und wir gehen davon aus, dass Bergsteiger es mit der Hygiene nicht so genau nehmen. Die schlechte und unterdimensionierte Infrastruktur ist so ‚keimig’, dass man nicht wirklich sagen kann, ob man nach dem Duschen wirklich sauberer ist als vorher. In diesem seit ca. 1984 existierenden Örtchen sollen angeblich sogar die Angestellten in Zelten übernachten, damit die Zimmer (extrem teuer) an die Touristen vermietet werden können.
Immerhin geniessen wir es, dass wir unsere Fotos wieder auf dem Laptop ansehen können und ich nehme mir die Zeit, unsere Reisekarte zu aktualisieren; denn wie schon beim Torres del Paine sind wir an einem sehr schönen Tag angereist und jetzt wo wir ‚wanderbereit’ wären, verstecken sich die Berge in den Wolken...

PS: nicht schlecht gestaunt habe ich, als ich auf der Südamerika-Karte unsere Route nachgetragen habe. Die beiden schwarzen Kreuzchen zeigen an, wo Ushuaia bzw. El Calafate wirklich liegen...

19 Januar 2007

Wieder in El Calafate

Vor knapp einem Monat waren wir bereits in El Calafate; was für ein Unterschied! Jetzt im Januar ist Hochsaison, ganz Argentinien hat Sommerurlaub. Inzwischen ist das 15'000-Seelen-Dorf bis unters Dach mit Touristen (auch aus Europa und Israel) gefüllt und wir haben Glück, dass wir noch eine (einigermassen bezahlbare) Unterkunft finden. Weitab vom Zentrum können wir in einem Hotel, das erst vor drei Wochen eröffnet hat, ein Zimmer mit Blick in den unfertigen Hinterhof beziehen (nichts mit erhofftem Ausblick auf den Lago Argentino). Im Gespräch mit den frischgebackenen Hotelbetreibern stellt sich heraus, dass sie zum Nachnamen Noser heissen und ihr Grossvater damals aus Niederurnen (Kanton Glarus) nach Argentinien ausgewandert ist. Ein bisschen Schweizerdeutsch sprechen sogar die Grosskinder noch und wünschen stolz "En Guete".
Trotz schlechter Aussicht haben wir Glück; von unserem Bett aus können wir - was sonst nirgends im ganzen Haus möglich ist - das Wireless-Lan vom Nachbarhotel anzapfen. So können wir Berichte schreiben, Mails beantworten, unseren Rückflug endlich buchen und Fotos ins Reisefotoalbum stellen.
Dazwischen gehts zum Wäschewaschen, Fotos auf DVD brennen und wieder Reiseproviant einkaufen. Denn wiederum wollen wir 250 km weiter Richtung Norden zum berühmten Fitz Roy, der sich im Dezember gar nie aus den Wolken wagte. Hoffen wir, dass wir auch hier wieder Glück haben werden.

18 Januar 2007

Ab von der (elektronischen) Welt

Nach 11 Tagen 'südlichste Stadt der Welt' und doch eher kühlen Temparaturen (wer würde schon freiwillig im Januar bei 4°C campen?) haben wir einen günstigen Reisetag gefunden und haben uns - zwangsläufig - wieder Richtung Norden auf den Weg gemacht.
Davor mussten wir uns natürlich noch die berühmte Estancia Haberton ansehen; die erste europäische Behausung auf Feuerland.
Da uns für die Überschiffung von Porvenir nach Punta Arenas mit Sturmfluten und umfallenden Motorräder (und gesalzenen Preisen) und tiefen Wasserdurchfahrten 'gedroht' wurde, entschlossen wir uns, dieselbe Strecke Richtung Norden zu fahren. In Chile bogen wir dann auf asphaltierter Strasse Richtung Puerto Natales ab.
Wie schnell man an geschützten Plätzen (wie Ushuaia) doch die patagonischen (Seiten-)Winde vergisst. Kaum wieder 'draussen' in der Pampa, kämpft man wieder gegen unsichtbare Naturgewalten.
Kaum tröstlich, dass es allen Reisenden so geht; nicht nur die diversen Motorradfahrer, die wir getroffen haben, auch die Wohnmobile haben (z.T.) ihre liebe Mühe mit dem Dauerwind.
Nach Auffüllen unseres Reiseproviantes fuhren wir dann zum Nationalpark Torres del Paine; welch ein Anblick! Direkt vom Zeltplatz inmitten des Parkes konnten wir auf dieses 'impressionante' Bergmassiv sehen und dem fast minütlich wechselnden Licht- und Wolkenspiel zusehen (siehe Foto und beachte die windgebogenen Bäume). Auch die Tierwelt im Park hat uns beeindruckt. Guanacos, Nandus, Füchse, Condore (!!) und andere Vögel lassen sich ohne grosse Scheu z.T. aus nächster Nähe beobachten.
Zwei Dauerregentage, ein 'Monsterwandertag' zu den 'Cerro Torres' (8 Stunden!) und einige Erholungstage und schon war unser ganzer Proviant aufgebraucht. Das Rascheln in der Nacht war nicht nur der Wind; den Mäusen haben unsere Salznüsse offensichtlich geschmeckt...
Noch einen Regentag haben wir abgewartet und sind dann bei bestem Wetter wieder nach El Calafate gefahren, wo wir endlich das Ladekabel für unseren Laptop in Empfang nehmen durften.

05 Januar 2007

Vier Jahreszeiten an einem Tag!

Die Tage in Ushuaia zeigen uns das typische Wetter von Patagonien und Feuerland; vier Jahreszeiten an einem Tag. Öfters beginnt der Morgen wie der Frühling, manchmal schwitzt man sogar gegen Mittag, bevor dann spätestens am Nachmittag der Wind aufzieht und es kalt wird und man dann nachts unter Umständen bei Schneeregen ins Zelt kriecht. An manchen Tagen wechseln die Jahreszeiten auch wild durcheinander im 5-Minuten-Takt.
Dies macht das Planen von Ausflügen und Besichtigungen ziemlich schwierig; und mich hat’s prompt zu Silvester erwischt und ich seuche mit Schluckschmerzen und Schnupfen herum.
Während einer kurzen Trockenphase entschliessen wir uns für eine Fahrt auf dem Beagle-Canal zu den Robben und Pinguinen. So sind wir vom Pazifik in den Atlantik gefahren und wieder zurück. Fuhren wir auf dem Weg Richtung Osten mit Windgeschwindigkeit, wo man problemlos an der Reeling stehen konnte, war auf dem Rückweg der Bär los. Der Wind peitschte so heftig nach unserem Catamaran, dass sogar Frontscheiben in die Brüche gingen und diverse Passagiere riefen nach „Würfel-Husten“-Tüten.

Immerhin haben wir es bei unseren 'Ausruh-Tagen' im Aufenthaltsraum vom Camping-Platz mit geborgten 12V-Adaptern geschafft, unseren Laptop zu laden, die Fotos von den Kameras zu transferieren und einige Fotos für euch vorzubereiten, die wir im Internet-Kaffee 'mühselig' (Bild für Bild) ins Fotoalbum gestellt haben; viel Vergnügen beim Besichtigen!

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